Das Wegwerfen von geistigem, seelischem und körperlichem Müll unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen bezeichne ich als SelbstEntrümpelung.
Wie geht das?
Im Menschen sehe ich eine geistige, eine seelische und eine körperliche Ebene. Geistig verwende ich synonym mit Kopf, Gedanken. Seelisch verwende ich synonym mit Herz, Gespür, Gefühl. Körperlich verwende ich synonym mit Materie und dabei nicht ausschliesslich das, was an und in unserem Körper wächst oder angewachsen ist.
Unsere Gesellschaft erlebe ich in vielerlei Bereichen als gespalten. Ich leihe mir da auch schon mal den Begriff Borderline aus der Psychologie. Spaltung geht einher mit Ab- und Bewertung. Mit Ablehnung und Trennung.
So erlebe ich Menschen, mich eingeschlossen, beim Trennen von Körper, Geist und Seele. Den Körper behandeln wir im Fitnessstudio oder in der Küche. Vielleicht lassen wir ihn auch behandeln. Vom Arzt oder in einem Restaurant. Wenn uns am Körper etwas nicht gefällt, arbeiten wir uns am Körper ab. Was wir gerne übersehen, ist, dass unsere Gedanken eine große Rolle dabei spielen! Wir MÜSSEN trainieren. Wir MÜSSEN gesund essen. Oder weniger. Wir MÜSSEN kaschierende Kleidung tragen.
Und wir vergessen, dass unsere Gefühle eine große Rolle dabei spielen. Wir hassen unsere Falten, Speckröllchen und zerzausten Haare.
Was passiert?
Auf einer Ebene ziehen und zerren wir und auf zwei anderen Ebenen arbeiten wir dagegen. Wer sich einmal in seinem Leben mit der Macht von Gedanken und Gefühlen befasst hat, ahnt, wie aussichtslos der Kampf ist.
Eine Selbstbeobachtung ist, dass sich der innere Zustand in meinem Lebensraum widerspiegelt. Ich kann mich ein Leben lang mit Aufräumen des Hauses beschäftigen. Solange ich in meinem Inneren nicht aufräume, wird mein Haus immer wieder zumüllen. Profis manifestieren Ehemänner und Kinder, die das Haus in Unordnung bringen, die man in einer Endlosschleife zu ordnen versucht. Nicht ohne den unordentlichen Manifestationen im Aussen gehörig den Marsch zu blasen ob ihrer Unordentlichkeit. Das ist Abspaltung in hoher Perfektion!
In dem Moment, in dem du kapierst, dass dein Problem 3 Angriffspunkte hat und du lernst, alle 3 Hebel in Bewegung zu setzen, kommt Schwung in die Bude. doch der Weg ist nichts für Feiglinge! Mich selbst hat meine SelbstEntrümpelung mehrfach durch die Gegend katapultiert. Und ich lerne immer noch, die Urgewalten zu bändigen, die ich immer wieder kitzle.
1x vor, 2x zurück
Auf einer Ebene zu tun und zwei Ebenen als Bremsanker zu nutzen, hat ja auch Vorteile. Ich kann mich in meinem Unglück behaglich einrichten. Ich kenne jeden Winkel. Es ist vorhersehbar, was passiert. Ich räume auf. Mein Mann sorgt für ausreichend Nachschub an Unordnung. Sogar die Gespräche sind vorhersehbar. Die Dialoge folgen mit wenig Improvisation dem bekannten Drehbuch.
Wir fühlen uns Scheiße, doch wir kennen uns aus. Der Geist sagt uns: „alles gut! Du bist in einem sicheren Hafen! Bleib, wo du bist. Wo du dich auskennst. Wir zwei schaffen das! Vertrau mir. Lass das Herz meckern. Auch das kennst du. Und deine Wut gibt dir die Kraft, die dreckigen Socken von deinem Mann zum 3.751. Mal aufzuheben und zur Waschmaschine zu tragen. Du kannst dich ja beim Abendessen revanchieren. Koche was, was er nicht mag. Oder versalze ihm die Suppe wenigstens ordentlich. Beweg dich bloss nicht raus aus der Komfortzone! Da laufen Säbelzahntiger rum. Lass das. Alles gut.“
Der Geist ist ein faules Arschloch, mit Verlaub. Wenn du bei den dreckigen Socken bleibst, schaltet dein Geist in den Energiesparmodus. Er haut dir die CD mit den gut einstudierten Routinen, Dialogen und Selbstbestätigungsgedanken rein und geht wieder schlafen. Alles gut. Für ihn.
Und für dich?
Meine traurige Erfahrung ist, dass mein Herz 2 Jahrzehnte lang gefesselt und geknebelt in der Ecke lag und auf den Moment wartete, wo der Verstand sich endlich festgefressen hatte. Als seine Zahnräder überhitzt und rauchend blockierten. In dem Moment wand sich das Herz aus den locker gewordenen Seilen, spuckte den Knebel aus und rief mit heiserer Stimme: Lauf! Weg hier! JETZT!
Das passierte am 1. Juni 2017 und es war das Beste, was ich seit sehr langer Zeit getan hatte.
Auch und genau weil mein Verstand mir in regelmässigen Abständen den Vogel zeigt. Langsam gewöhnt er sich daran, dass er nicht mehr der Weltherrscher in meinem Universum ist. Wenn er zu laut herummurrt, zweigen wir ihm, wo wir im Mai 2017 standen. Nämlich genau da, wo er uns hingebraucht hatte. Und wo er sich überhitzt festgefressen hat. Dann schweigt er, der Verstand.
SelbstEntrümpelung ist zu meinem Lebensgefühl geworden.
Es hört nicht auf. Manchmal nervt das. Manchmal tut es weh. Wer schon einmal Gips getragen hat, weiß, wie schmerzhaft die ersten Bewegungen nach nur wenigen Wochen Gips sind. Wer geht durch den Schmerz durch? Und wer lässt sich das Bein auf der Stelle wieder eingipsen um den Rest des Lebens Gips zu tragen? Eben.
Angst und Schmerzen sind ein Zeichen dafür, dass du dein bekanntes Terrain verlassen hast. Dass du eine schützende und fixierende Hülle abgeworfen hast. Traust du dich, weiter zu gehen? Hier ist meine Hand. Ich kenne den Weg und ich unterstütze und begleite dich gerne mit meinem erfahrenen Wissen.
P.S.: Das Wort SelbstEntrümpelung ist meine Wortschöpfung und entstand im Jahr 2019 im Rahmen eines Coachings mit Meta Heller. Ich gebe es gerne frei und mein Wunsch ist, dieses Wort eines Tages im Duden wiederzufinden. Also verwende es gerne!
Danke für den Beitrag zur Selbst-Entrümpelung. Ich bin schon länger auf der Suche nach weiteren Informationen hierzu. Der Beitrag hilft mir wirklich sehr!
Danke für den Kommentar. Ich freue mich, wenn meine Beiträge inspirieren können.