Gendern, ein Angriff auf unsere Sprache

𝕱𝖑𝖎𝖓𝖙𝖊𝖓𝖜𝖊𝖎𝖇𝖊𝖗 hat mein Opa sie genannt. Oder 𝕭𝖑𝖆𝖚𝖘𝖙𝖗𝖚𝖒𝖕𝖋. Ich wusste damals nicht so recht, was er damit meinte. Während wir in seiner Werkstatt waren zeigte er mir, wie er sein Werkzeug sortiert, Schuhe und Rasenmäher repariert und auch schon mal ein Verlängerungskabel flickt. Wahrscheinlich hätte er es geliebt, wenn ich mehr Mädchen gewesen wäre. Und trotzdem hat er auch den „verpatzen Bub“ in mir geschätzt. Opa akzeptierte und liebte mich so, wie ich war. Wir kamen ohne Gendern klar.

Oma und er hatten die Kompetenzen im Haus klar getrennt. Oma hatte die Küche, Opa die Garage als eigenes Revier, wo der jeweils andere nichts zu melden hatte. Das war so streng, dass Opa eine Zeit lang zu meinen Eltern kam, mit abgewogenen Zutaten, um uns Kindern Kuchen zu backen. Das durfte er nämlich bei Oma nicht. 

Was ist „normal“?

Dass es damals noch nicht „normal“ war, dass die Frau arbeiten ging, hab ich erst viel später kapiert. Oma arbeitete als Lehrerin, Mutter arbeitete als Lehrerin, Tante ebenfalls. Meine Mutter nannte den Beruf mal familienfreundlich. Mein erster Nichtberufswunsch war – Lehrerin.

Aus dieser Familie kommend war ich eine der ersten, die konsequent das Binnen-I geschrieben hat. In Bezeichnungen mit Umlauten holperte es, doch sonst schien mir die Lösung eine gute zu sein. Sie störte den Lesefluss kaum. Sie konnte bequem in der weiblichen Form gelesen/gesprochen werden und ich fand es nur gerecht, dass „nach 2.000 Jahren männlicher Form“ sich die Männer nun in der weiblichen Form „mitgedacht fühlen konnten“. Oma und Opa schüttelten den Kopf und liessen mich gewähren.

Gendern mit Gewalt

Gendern empfinde ich als Angriff auf unsere Muttersprache.

Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay
Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay

Doch das, was in den vergangenen Monaten als #Gendergaga hoch kam, hat bei mir die Sicherungen fallen lassen. 

🧨 Mathematische Zeichen mitten in den Worten? 

🧨 Abgehaktes, stotternder #Gendersprech? 

🧨 Eine Buchstabenkombi als Name der Bewegung, die gefühlt jede Woche länger wurde? 

Auf eine verwirrte Schockstarre (Meinen die das wirklich so?) folgte ein heftiger Lachanfall (Die meinen das wirklich so!). Dann fühlte ich in mich hinein, was sich für mich, für mein Sprachgefühl stimmig anfühlt. Und ich traf meine persönliche Entscheidung. Plopp, versetzte es mich zurück in die Sprache, die ich in der Schule gelernt habe. Die männliche Form ist die allgemeine Form. Erst im persönlichen Diskurs wird das passende Geschlecht (aus zwei möglichen!) gewählt. Punkt.

Gendern zerstört die deutsche Sprache

Gendern empfinde ich als Angriff auf die deutsche Sprache. Ja, es gibt Lehnworte, wenn die eigene Sprache nicht ausreicht oder ein Trend aus einem anderen Land übernommen wird. Doch diese Veränderung passiert immer von unten nach oben. Sie schleichen sich in die Alltagssprache ein, werden üblich und landen irgendwann vielleicht sogar im Duden.

Wenn in kurzer Zeit eine große Zahl an „neuen Worten“ wie eine Flut überschwappt, wenn die neuen Worte aus den Medien ins Gehirn der Menschen getrichtert werden, dann ist es ein Angriff auf die Sprache. Und wenn du nicht mehr weißt, wie du es richtig formulierst und deshalb lieber schweigst, ist eines der Ziele der Initiatoren erreicht. 

📣 Deine Sprache ist dein ureigenstes Ausdrucksmittel! 

📣 Du entscheidest, wie du deine Mitmenschen ansprichst!

📣 Du legst fest, wie deine Mitmenschen dich wahrnehmen!

📣 Du entscheidest, wie lesbar der Text ist, den du schreibst!  

Weißt du, was ich interessant finde? 💃🏼 Heute fühle ich mich weiblicher denn je. Dieses Gefühl kommt aus mir und wenn jemand nur die männliche Form in seiner Schriftsprache verwendet, ändert das nichts an meiner Selbstwahrnehmung. Übrigens ändert sich da auch nichts, wenn jemand Sterne und Divisionszeichen zwischen die Buchstaben streut. 

Weiblich und doch unkonventionell, das geht!

Gleichzeitig schätze ich auch Dinge, die als typisch männlich gelten. Das ist ab und zu ein gepflegter Whiskey und eine Zigarillo dazu. Im Garten nach anstrengender Arbeit trinke ich ein Bier gerne auch aus der Flasche. Und ich liebe Motoren, egal ob einspurig, zweispurig oder als Gartenwerkzeug. Doch ich fühle mich trotzdem als Weib und nicht als Mann.

Ich spüre, wenn Opa mich heute sehen könnte, dann wäre er stolz auf mich. Auch wenn er mir zwischendurch auch mal ein Flintenweib zuraunen würde.

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